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Die Kernschmelze an den Kapitalmärkten bleibt vorerst aus

Geschrieben von Baader Markets • Donnerstag, 17. März 2011 • Kategorie: Renten
Die Kernschmelze an den Kapitalmärkten ist vorerst ausgeblieben. Nachdem die Nachrichten von der Atomkatastrophe in Japan über das Wochenende immer bedrohlicher geworden waren, hatte man zum Wochenbeginn mit viel größeren Nachbeben an den Börsen gerechnet, als dies dann tatsächlich der Fall war. Sicher, viele Investoren spielten zunächst das Spiel „Raus aus Aktien, rein in die Renten“, womit die Fundamentaldaten in den Hintergrund rückten. Vor allem Bundesanleihen waren kurzeitig stark gefragt. Viele Anleger sicherten ihre Portfolios etwas besser ab. Dann aber besannen sich die Investoren auf die Basisdaten, die nach wie vor von einer niedrigen Rendite und einer drohenden Inflation geprägt sind. So hat der richtungsweisende Bund-Future zwar die Marke von 123 wieder überschritten, ist damit aber noch weit von seinen Jahreshöchstständen entfernt.

Dass die Anleger unterm Strich die Risikosituation derzeit als erhöht einstufen, macht auch ein Blick auf den I-Traxx-Cross-over deutlich. Dieser Index, der die Absicherungen für Anleihen von 50 europäischen Unternehmen mit schwacher Bonität widerspiegelt, stieg im Wochenvergleich deutlich um 19 auf 403 Punkte.

Währungsschnitt zum Wiederaufbau Nippons?

Die Einführung einer westlichen Rechtsordnung stellte Ende des 19. Jahrhunderts für Japan einen enormen Bruch mit der bisherigen Tradition dar. Wie tief der Bruch war, zeigt sich etwa darin, dass eine Vorstellung von persönlichen Rechten und Ansprüchen der japanischen Gesellschaft zuvor fremd gewesen ist. Dieses immer noch tradierte Zurücknehmen der eigenen Person und der individuellen Rechte könnte bei der derzeitigen Atomkatastrophe die Grundlage dafür bilden, dass es dem Land gelingt, die gigantischen Folgen dieser Tragödie halbwegs selbst zu bewältigen.

Basis eines solchen Szenarios sind das Zinsniveau, das noch unter dem der USA liegt, und der Umstand, dass das Gros der Gläubiger des Staates die eigenen Bürger darstellen. Anstatt also Gelder aus dem vor allem amerikanischen Ausland zum Wiederaufbau abzuziehen, wäre es denkbar, dass die Opferbereitschaft und der Stolz der Japaner so weit geht, dass sie mit einem Währungsschnitt die Staatsschulden halbieren. Somit würde Japan einen großen Teil zur Rettung des Landes selbst aufbringen. Im Unterschied zum Euroraum käme ihnen hierbei auch der Umstand einer eigenen Währung zugute.

Sollte aber Japan als der zweitgrößte Gläubiger der USA seine dort angelegten Gelder durch den Verkauf von US-Staatsanleihen abziehen, käme Washington gewaltig unter Druck. Höhere Zinslasten für die USA wären die Folge, mit denen die Amerikaner ein Teil der Zeche zum Wiederaufbau Japans bezahlen müssten und somit die Probleme der USA verschärfen würde. Schließlich droht den USA bis Mitte Mai die Überschreitung ihrer genehmigten Verschuldungsobergrenze von 14,3 Billionen US-Dollar. Andererseits ist zu erwarten, dass es der US-Notenbank, aber auch der Europäischen Zentralbank, zupass kommt, im Schatten der Atomwolke ihre expansive Geldpolitik weiter zu betreiben.

Egal, welches Szenario eintreten wird, fest steht, dass auch die Finanzwelt nach der japanischen Atomkatastrophe nicht mehr so sein wird wie zuvor. Es bleibt der Wunsch, dass das gebeutelte japanische Volk eines Tages wieder unbeschwert sein Kirschblütenfest feiern kann.

Und täglich grüßen die Krisengipfel

Für den anstehenden EU-Gipfel in Brüssel wird die Tagesordnung von Minute zu Minute länger. Noch vor Wochenfrist sollte Hauptthema dieses Treffens die Bewältigung der Euroland-Krise sein. Die deutsche Regierung hat im Vorfeld ihre Bereitschaft zur Aufstockung des Euro-Rettungsschirms EFSF und dessen Nachfolgers ESM signalisiert. Die Iren wollen nachverhandeln. Die Griechen kämpfen mit einem seit Jahresbeginn ausgeweiteten Staatsdefizit. Und die Portugiesen stellen neue Reformschritte und Sparvorschläge vor. Kurzum, die Agenda für die beiden Tage war bereits prall gefüllt. Schließlich muss eine Lösung her, um den Kapitalmärkten Planungssicherheit zurück zu geben. Doch diese Rückkehr zum normalen Leben ist nun wegen der Katastrophe in Japan in weite Ferne gerückt.

So bitter es sich auch anhören mag, aber die Menschen in Japan würden gerne mit den Bürgern der PIIGS-Staaten tauschen. Die Lösung der europäischen Krise wird aber dennoch im Mittelpunkt der Beratungen stehen, da Japan für viele Europäer nicht die Existenzbedrohung beinhaltet, wie es bei den europäischen Problemen der Fall ist. Das Mitgefühl ist vorhanden, aber von den Politikern wird eine Lösung der hiesigen Finanzprobleme erwartet. Irland will einen niedrigeren Zinssatz aushandeln, Griechenland längere Rückzahlungsfristen und Portugal ziert sich noch, den Rettungsmantel anzuziehen. Und das trotz der jüngsten Herabstufung durch Moody’s. Nun werden aber nicht nur finanzpolitische Entscheidungen am 24. und 25. März zu treffen sein, sondern auch in puncto europäischer Atomenergie und dem Verhalten der EU gegenüber Libyen. Probleme gibt es also zur Genüge und es bleibt abzuwarten, wie gemeinsame Entscheidungen getroffen werden. Bei diesem Zusammentreffen wird deutlich werden, ob die Politiker unkonventionelle Maßnahmen verantwortungsbewusst und innerhalb kürzester Zeit verabschieden. Die nationalistische Denkweise könnte aber genau diese Ansprüche konterkarieren.

Portugal, der ewige Wackelkandidat

Am gestrigen Mittwoch musste der Finanzminister Portugals einräumen, dass die aktuellen Refinanzierungsbedingungen am Kapitalmarkt auf die Dauer so nicht tragbar sind. Dies erfolgte vor dem Hintergrund, dass für etwa einjährige T-Bills eine Verzinsung von 4,331% gezahlt werden musste. Dies war nach der Senkung der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moody’s auch nicht anders zu erwarten. Die diversen Herabstufungen europäischer Staaten haben darüber hinaus aber auch die Diskussion um eine europäische Ratingagentur wieder neu entfacht. Die anglo-amerikanische Dominanz ist vielen Regierungs- und Staatschefs ein Dorn im Auge, da immer wieder die Kreditwürdigkeit von Ländern beurteilt wird, die bereits mit Hilfspaketen gestützt werden. Eine Gründung einer solchen europäisch denkenden Ratingagentur darf aber nicht zum Beschönigen verwendet werden.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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1 Kommentare

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  1. Seit Beginn der Katastrophe werden die Bewohner - und nicht nur in Japan - kontinuierlich belogen. Ich frage mich, wie die Auswirkungen wirklich sind. Ich glaube zwar nicht, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland verstrahlt werden aufgrund der Katastrophe in Fukushima. Aber wie sind die Auswirkungen zum Beispiel auf die Umwelt? Neue Berichte dazu konnte ich hier finden .

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