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Bonds Weekly: Der US-Leitzins bleibt extrem niedrig - Drama um Griechenland spitzt sich zu

Geschrieben von Börse Stuttgart • Freitag, 30. April 2010 • Kategorie: Renten
Rentenreport der Börse Stuttgart KW 17 (26.04. bis 30.04.2010)

Am Freitag der Vorwoche hatte die Regierung Griechenlands um die Aktivierung des vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU zugesagten Hilfspakets gebeten. Davon zeigten sich die Besitzer griechischer Staatsanleihen zunächst wenig beeindruckt. Auch die Kurse der Bundesanleihen reagierten auf die Meldung kaum. Da der ifo-Geschäftsklimaindex auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren geklettert ist und damit auf ein reges Wachstum im laufenden Frühjahr hindeutet, geriet der Bund-Future sogar leicht unter Druck.

Zu Wochenbeginn stürzten die Kurse griechischer Staatsanleihen dann stark ab. Die Renditen legten entsprechend rasant zu. Für zusätzliche Unsicherheit an den Finanzmärkten sorgte vor allem die zögerliche Haltung der Bundesregierung. Angesichts dessen kamen vermehrt Spekulationen auf, dass es mit den Hilfszahlungen des IWF und der EU nicht getan sei. Marktteilnehmer spekulierten offen über weitere Anpassungen. Dabei wurden auch die Möglichkeiten einer Umschuldung oder eines Austritts aus dem Euroraum diskutiert. Der Bund-Future legte in diesem Umfeld zu. Und das, obwohl sich der GfK-Konsumklimaindex für den Monat Mai weiter verbessert hat.

Am Dienstag hielt der Ausverkauf griechischer Staatsanleihen unvermindert an. Zu allem Übel kam hinzu, dass die Ratingagentur S&P die Bonität Griechenlands auf „BB+“ bei negativem Ausblick herabgestuft hatte. Somit ist für die Papiere nun tatsächlich das „Ramschniveau“ erreicht. Gleichzeitig wurde die Einschätzung für Portugal auf „A-“ gesenkt. Die betreffenden Staatsanleihen hatten in den vorangegangenen Tagen ebenfalls unter massivem Abgabedruck zu leiden.

Bundesanleihen waren dagegen weiterhin stark gesucht. So kletterte der Bund-Future am Mittwoch sogar bis auf 125,5 Zähler und lag damit rund 1,5 Prozentpunkte höher als zu Wochenbeginn. Danach fiel die Notierung allerdings wieder bis in den Bereich von 124,5 Punkten zurück. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, und der Chef des IWF, Dominique Strauss-Kahn, hatten die Bundestagsfraktionen über eine Aufstockung der Hilfen für Griechenland informiert. Demnach soll das Rettungspaket nun ein Volumen von 120 bis 135 Milliarden Euro haben und drei Jahre laufen. Dadurch würde man Griechenland de facto für drei Jahre vom Finanzmarkt abkoppeln. Die Meldung über die Senkung der Einstufung Spaniens durch S&P auf „AA“ schockierte die Märkte aufs Neue. Die Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed), die Zinsen unverändert auf dem extrem niedrigen Niveau zu belassen, entsprach den Erwartungen „Normalerweise erhält die Zinsentscheidung der Fed viel mehr Aufmerksamkeit. Momentan fokussiert sich der Markt aber einzig auf die Finanzsituation von Griechenland und den anderen südeuropäischen Staaten, so dass solche Meldungen verpuffen,“, sagte Sabine Traub, Leiterin des Rentenhandels an der Börse Stuttgart.

Am Donnerstag verlief der Handel wieder etwas ruhiger. Beeindruckt zeigten sich die Börsianer vor allem von sehr guten Unternehmenszahlen. Konjunkturdaten spielten an diesem Tag kaum eine Rolle. In der Woche zum 24. April wurden 448.000 Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe gestellt. Das lag im Rahmen der Erwartungen. Der Bund-Future tendierte leicht schwächer.

„Am Freitag dürften jedoch die aktuellen Daten zum Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal in den USA erhöhte Beachtung finden“, bemerkte Sabine Traub.

Anlegertrends: Aschewolke belastet Anleihen von TUI & Co.

Die Flugausfälle aufgrund der isländischen Aschewolke über Europa haben den Anleihen von Airlines, Flughafenbetreibern und Reisekonzernen zum Wochenstart einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Dabei litten insbesondere die Wandelanleihen von Air Berlin. Die meisten Anleihen haben sich im Wochenverlauf wieder erholt, die TUI-Anleihen notieren aber nach wie vor etwas leichter.

Die Anleihen der US-Bank Goldman hatten in dieser Woche deutliche Kursverluste zu beklagen. Dabei waren die am Dienstag veröffentlichten Quartalszahlen höchst erfreulich. In den ersten drei Monaten machte Goldman Sachs nach Vorzugsdividenden einen Gewinn von 3,3 Milliarden Dollar. Überschattet wurde dies aber durch die Anklage der US-Börsenaufsicht SEC wegen des Verdachts auf Milliardenbetrug. Die SEC wirft dem traditionsreichen Haus vor, Anleger getäuscht und um mehr als eine Milliarde Dollar gebracht zu haben. Zu den Opfern sollen die Royal Bank of Scotland und die deutsche Mittelstandsbank IKB gehören.

Nachdem bekannt wurde, dass die Royal Bank of Scotland die reguläre Zinszahlung ihrer Tier-1 Anleihen am 30. April nicht wahrnehmen wird, wurden diese am Mittwoch zunächst vom Handel ausgesetzt. Dies betraf die WKNs A0DG4P, A0TKRS und A0E6C3. Ab Freitag werden diese voraussichtlich wieder handelbar sein. Dann wohl flat, d.h. ohne Stückzinsen.

Das angeschlagene Griechenland hat sich mit der Emission von Geldmarktpapieren weiteres Kapital beschafft. Eine sechsmonatige und eine zwölfmonatige Anleihe sind auch in Stuttgart gelistet. Bei beiden Neuemissionen handelt es sich um Null-Kupon-Anleihen, so genannte Zerobonds. Hier finden keine Zinszahlungen statt. Vielmehr wurden die Anleihen deutlich unter dem Rückzahlungsniveau von 100 Prozent emittiert, so dass sich aus der Differenz zwischen An- und Verkaufskurs eine Rendite ergibt. Bei einem aktuellen Kurs von 97,75 Prozent ergibt sich für die sechsmonatige Anleihe eine Rendite von 4,83 Prozent p.a. (WKN: A1AWB0). Für die zweite Anleihe ergibt sich bei rund einjähriger Laufzeit eine Rendite von 4,92 Prozent p.a. (WKN: A1AWB1). Die kleinste handelbare Einheit beträgt jeweils 1.000 Euro nominal. „An den Renditeaufschlägen ist die Verunsicherung einmal mehr zu sehen. Noch zu Jahresbeginn waren die Renditen für solche Anleihen halb so hoch“, berichtet der Stuttgarter Anleihenhändler Markus Gross.

Seit Montag ist an der Stuttgarter Börse die neue Anleihe des Reisekonzerns Thomas Cook handelbar (WKN: A1AWFR). Die Neuemission verzinst sich mit einem Kupon von 6,75 Prozent und läuft bis zum 22. Juni 2015. Die kleinste handelbare Einheit beträgt 50.000 Euro nominal, das Emissionsvolumen beläuft sich auf 400 Millionen Euro.

Auch der M-DAX Konzern Celesio hat eine neue Anleihe emittiert, die seit Mittwoch in Stuttgart handelbar ist. Celesio ist eines der führenden internationalen Dienstleistungsunternehmen in den Pharma- und Gesundheitsmärkten. Das Orderbuch war rund zehnfach überzeichnet und das obwohl Celesio auf eine Bonitätsbewertung durch die großen Ratingagenturen verzichtet hat. Die Neuemission ist mit einem festen Kupon von 4,5 Prozent ausgestattet und wird am 26. April 2017 fällig (WKN: A1AWC7). Die Pharmaanleihe mit der privatanlegerfreundlichen Stückelung von 1.000 Euro nominal erfreute sich schon in den ersten Handelstagen sehr guter Umsätze.

Die Brauereikette Anheuser-Busch hat per Donnerstag eine neue Anleihe beigesteuert. Diese ist bei achtjähriger Laufzeit mit einem festen Kupon von 4,00 Prozent ausgestattet. Die kleinste handelbare Einheit ist privatanlegerfreundlich und liegt bei 1.000 Euro nominal (WKN: A1AWGE).

Aktuelle Informationen zum Geschehen an den Anleihenmärkten:
Ab sofort finden Sie hier (https://www.boerse-stuttgart.de/de/aktuelles/boersestuttgarttv/boersestuttgarttv.html)das wöchentliche Video-Interview mit unserer Anleihen-Expertin Sabine Traub.

Quelle: Börse Stuttgart

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